Archiv Felsberg

Weinanbau Böddiger Berg

Der Weinanbau im Edertal bzw. in Nordhessen beruht schon auf eine sehr lange Tradition. Die letzten nordhessischen Weinberge wurden im 30jährigen Krieg vernichtet. Es wurde zu dieser Zeit Weinanbau bei Felsberg, Gensungen, Obervorschütz, Gudensberg, Wolfershausen und am Mittelhof betrieben.

Auf historischen "Weinberg" - der Flurname war über Jahrhunderte hinweg erhalten geblieben - gründete Georg Angersbach aus Neuenbrunslar 1947 den nördlichsten Weinberg Hessens. Im Frühjahr begann er die mühevolle, von manch einem belächelte, Arbeit und schuf so den "Böddiger Berg". Zunächst baute er sich ein Haus an dem steilen Hang der Ems, welches später dann als Wohnhaus und Lokal diente. Die Arbeit wurde von vielen Rückschlägen begleitet, aber Angersbach gab nicht auf. Die erste Ernte in 1952 erbrachte 600 l Wein, die in 800 Flaschen umgefüllt wurden!

In den besten Jahren lieferten die Reben bis zu 40.000 Liter Wein. Doch nach dem Tod von Georg Angersbach in 1979 kam das Weingut durch drei hintereinander schlechte Ernten in Schwierigkeiten und ging durch eine Zwangsversteigerung in den Besitz der Raiffeisenbank Baunatal. Mehrere Käufer entwickelten ergeizige Pläne, aber die Rechnung ging nicht auf und so wurde das 16 Hektar große Areal, samt aller Gebäude an den in 1982 neu gegründeten Drogenverein Kassel verkauft. Es entstand eine Therapieeinrichtung für ehemalige Drogenabhängige. Bestehende Gebäude wurden um- und ausgebaut und neue Häuser für Wohngruppen wurden errichtet.

Da der Weinbau nicht mehr mit den Zielen einer Einrichtung für Drogenabhängige im Einklang war, wurde ein Großteil der Rebflächen stillgelegt und gerodet.

Die Tradition am Böddiger Berg wäre damit unumgänglich wieder beendet gewesen, hätten sich nicht in 1992 Freunde und Liebhaber des edlen Tropfens aus Nordhessen zusammen gefunden und den „Förderkreis Böddiger Berg e.V.“ gegründet. Dieser Verein pachtete etwa 2 Hektar des ehemaligen Weingutes, von denen noch rund 1,4 Hektar, überwiegend mit der Sorte „Ehrenfelser“ bestückt war, vom Drogenverein an und setzte gemeinsam mit dem Sohn Karl Angerbachs (1943-2018), des ehemaligen Besitzers, die Bewirtschaftung auf ökologischer Basis bis heute fort.

Quellen: Festschrift 900 Jahre Böddiger - Verfasser: Waltari Bergmann, Hans Eichel / Festschrift 925 Jahre Böddiger - Verfasser: Heinz Rohde / Böddiger Berg - Internetseite


Dieser Beitrag wurde eingestellt von: Elke Lück
Zurück