DIE BELAGERUNG VON LENINGRAD
IM ZWEITEN WELTKRIEG
Vom September 1941 bis zum 27. Januar 1944
Leningrad wurde schon im ersten Anlauf des Vormarsches deutscher Truppen in Russland im September 1941 erreicht. Die ursprüngliche Kriegsplanung sah die möglichst rasche Einnahme der Stadt vor.
Bedingt durch die angespannte Versorgungslage änderte man die Kriegstaktik. Die Wehrmacht sah sich nicht in der Lage bei einer Eroberung ca. drei Million Einwohner zu versorgen. So wurde der Vormarsch gestoppt und die Stadt weitestgehend abgeriegelt. Zu Versorgung Leningrads blieb nur noch die Verbindung über den Ladogasee und ein Luftkorridor. Beide Verbindungen wurden von den Belagerern ständig unterbrochen und gestört.
Die Lebensmittel- Strom- und Wasserversorgung in Leningrad brach zusammen. Die ungeheure Zahl der Verhungerten und Erfrorenen von ca. 1 Mio. gehört mit zu den größten Verbrechen des Krieges.
Die in unserem Archiv befindlichen Flugblätter wurden von der Roten Armee in die Reihen der Belagerungstruppen mit Granaten verschossen. Es war der Versuch über Propagandamittel Unsicherheiten oder gar Desertationen unter den deutschen Soldaten auszulösen (sog. Wehrkraftzersetzung). Beim damaligen Stand des Krieges ein eher hilfloses Unterfangen.
Die Parolen der Flugblätter erinnern in ihrer Diktion an Propaganda der KPD aus den Zeiten der Weimarer Republik.
Es ist davon auszugehen, dass dieses Propagandamaterial sofort von deutschen Soldaten eingesammelt und vernichtet wurde. Zwecks Dokumentation und Auswertung der „Feindpropaganda“ wurden aber sicherlich einige Belegexemplare behalten und zur Auswertung an deutsche Wehrmachtsstellen weitergeleitet. Möglicherweise gelangte das Material auf diesen Wegen zu Dienststellen im Reich und ging bei Auslagerungen der Archive zum Kriegsende hin verloren.
Nur so könnte es eine Erklärung für den Erhalt „unserer“ Flugblätter geben.
Eine gesicherte Auskunft über den tatsächlichen Fundort können wir nicht abgeben.
Der Felsberger Bürger, der den Fund im Archiv ablieferte, gab seinerzeit nur die Verortung „Felder am Mittelhof bei Gensungen“ an. Der gute Erhaltungszustand der Flugblattrollen lässt eine solche Erklärung kaum glaubhaft erscheinen. Eine weitere Diskussion über die tatsächliche Herkunft kann nur in Spekulation enden. Der Einlieferer ist bereits verstorben.
Die vom Stadtarchiv Felsberg beschlossene Abgabe des Fundes an das Militärhistorische Museum Dresden und die dort erfolgende Weiterbearbeitung wird sicher noch einige Einsichten in den Fundzusammenhang liefern.
Auch die HNA berichtet über diesen sensationellen Fund
Felsberg im Januar 2020
Heinz Körner