Archiv Felsberg

Hesserode

Hesserode

Hesserode, einer der kleinsten Stadtteile von Felsberg, am südlichen und westlichen Gemarkungsrand, von klei­nen Mischwaldungen umgeben, hat sich seinen landwirt­schaftlichen Charakter bis auf den heutigen Tag erhalten. Um 1123 wurde erstmals ein Adelsdorf erwähnt, dessen Schreibweise unterschiedlich Hasenroth, Hesenrode und Hasilrode lautete und in Urkunden des Klosters Hasungen verzeichnet war.

Um 1300 n. Chr. soll erstmals ein Wasserschloß errichtet worden sein, das im 30jährigen Krieg 1618 bis 1648 zer­stört und 1665 wieder als Wasserburg aufgebaut wurde. Heute kann man kaum noch von einer Wasserburg spre­chen, nachdem der Wassergraben überwiegend mit Erdreich zugefüllt worden ist.

Von ehedem etwa 20 landwirtschaftlichen Betrieben, die ihre Besitzer ernährten, sind heute etwa sechs übrig geblieben. Die anderen Besitzer gehen zusätzlich einer anderen Beschäftigung nach und betreiben die Landwirt­schaft nur noch im Nebenerwerb. Die übrigen Bewohner gehen ihrem Lebensunterhalt in vorwiegend handwerkli­chen Berufen in Betrieben in der näheren Umgebung nach.

Hesserode war als Gemeinde bis Ende 1970 selbständig und schloß sich dann auf Beschluß der Gemeindevertre­tung der Gemeinde Gensungen an. Anfangs gab es hier­über noch kritische Stimmen, die heute, nach etwa 15 Jahren, weitestgehend verstummt sind. Man hat wohl eingesehen, daß Hesserode aus eigener finanzieller Kraft seine Infrastruktur nicht verbessern konnte und daß der Anschluß zunächst an Gensungen und der dann fol­gende Zusammenschluß zur Stadt Felsberg erhebliche Vorteile mit sich brachte.

Die schon sehr viel früher aufgelöste einklassige Schule wurde an einen Privatmann verkauft, der daraus ein schmuckes Fachwerkhaus für Wohnzwecke gestaltete, und schon 1973/74 erhielt Hesserode als Gegenleistung für seine Eingliederung ein kleines Dorfgemeinschafts­haus, in dem sich das Gemeinschaftsleben abspielt. Schwieriger gestaltete sich die Beseitigung der in heißen Sommermonaten immer wieder spürbaren Wassernot. Ursprünglich versorgte man sich aus etwa 8 Flachbrun­nen innerhalb der Ortslage. 1912 wurde eine zentrale Wasserleitung verlegt. Mit zunehmend stärkerem Was­serverbrauch der Haushaltungen, ab 1950 etwa, reichte das aus einer Flachquelle geforderte Wasser nicht mehr aus und auch der von der Helmshäuser Quelle beste­hende Überlauf vermochte nicht die notwendige Wasser­menge zu liefern, um Mensch und Tier mit dem notwen­digen Naß zu versorgen.

1979 war es dann soweit, daß der Ort an eine Fernwasser­leitung von Remsfeld nach Felsberg-Gensungen, Hoch­behälter am Heiligenberg, angeschlossen werden konnte und damit die Versorgung ein für allemal sichergestellt wurde.

Etwa um 1918 wurde Hesserode an das elektrische Strom­netz angeschlossen, die Petroleumlampe hatte damit aus­gedient.

In Hesserode steht eine baulich eindrucksvolle kleine Kirche, die um 1879 erbaut wurde. Aber bereits 1425 wird eine Kirche erwähnt, die vermutlich zum Dekanat Gen­sungen, einer Urpfarrei mit Taufkirche, zählte. An die Vorgängerin der heutigen Kirche erinnert noch der gewölbte, dreiseitig geschlossene Chor. Die früher ein­mal selbständige Pfarrei ist heute Filialgemeinde der Pfarrei Harle.

Hesserode, Geburtsort des am 11. Februar 1842 gebore­nen Georg Coch, widmete diesem eine Straßenbezeich­nung, und das darf nicht unerwähnt bleiben. Georg Coch (später Koch) widmete sich nach Erwerb des Dok­torates dem Bankwesen, arbeitete zunächst in einem

Großhandelshaus in Konstantinopel (Türkei) und wurde später zum ersten Direktor des österreichischen Postspar­kassenwesens in Wien berufen. Er war es, der in der Folge den Postscheckverkehr und damit bargeldlosen Zah­lungsverkehr in Österreich einfiihrte. Am 8. Januar 1890 verstarb er und fand in Konstantinopel seine letzte Ruhe­stätte. In Wien wurde ihm ein Denkmal errichtet und ein öffentlicher Platz nach ihm benannt.

Hesserode war ursprünglich ein Adelsdorf, wo unter anderem die Namen derer von Holzsattel, von Wallen­stein, von Baumbach, von Wehren, von Wichdorf und von Oeynhausen verzeichnet sind. Der Hugenotten­name Heinrich Grandidier soll nicht verschwiegen wer­

den Die Einwohnerzahl schwankte vor und nach 1900 um 200 heute sind es etwa 146. Ein Wachstum ist nicht zu vermuten, da die Bautätigkeit fast völlig ruht.

Der Stadtteil wird seine beschauliche Ruhe so wie in der Vergangenheit auch in der Zukunft fortsetzen und agra­risch strukturiert bleiben.

Das Vereinsleben in Hesserode stellt sich bescheiden dar. Die Freiwillige Feuerwehr dient nicht nur dem Schutz vor Brand und sonstigem Ungemach, sie veranstaltet auch gesellige Stunden. Ähnlich verhält sich der Schüt­zenverein, der in der Scheune Sandrock einen Übungs­raum unterhält. Eine Kirmesveranstaltung hat es seit Jah­ren nicht mehr gegeben.

 

 

 

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