Archiv Felsberg

Gensunger in Amerika

Im 19. Jahrhundert verließen etwa 52 Millionen Menschen Europa; 32 Millionen davon in Richtung Nordamerika. Deutsche stellten eine der größten Gruppen der Einwanderer. In Spitzenzeiten, wie den Jahren um 1880, zogen jährlich bis zu 220.000 Deutsche nach den USA. Dort ergab 1890 eine Volkszählung, dass über 30 % der Bevölkerung deutscher Herkunft war.

Auch aus Gensungen wanderten in dieser Zeit ca. 260 Bürger/innen als Einzelreisende oder im Familienverband überwiegend nach Nordamerika (USA) aus.

In unseren örtlichen Verhältnissen war es üblich, dem erstgeborenen Sohn Haus und Hof zu überlassen. Nachfolgende Geschwister mussten weichen. Für Handwerker und sonstige Beschäftigte in den althergebrachten Manufakturen kam erschwerend hinzu, dass die aufkommende Industrialisierung, insbesondere die Tuchherstellung, die Zahl der benötigten Arbeitskräfte drastisch verringerte. 

Das Buch ist in fünf Kapitel aufgeteilt: 

  •  Aufbruch in die neue Welt / Statistiken

  •  Gensunger Auswanderer in alphabetischer Reihenfolge mit ihrer Familiengeschichte

  •  Auflistung der Auswanderer aus den Felsberger Stadtteilen

  •  Hessische Soldaten in Amerika / Gensunger Soldaten mit ihrer Geschichte und tabellarische Auflister der Soldaten aus den Felsberger Stadtteilen 

  • Übersicht der verwendeten Dokumente und Literaturverzeichnis

    Inhaltsverzeichnis

 

Die Geschichte der dargestellten Auswanderer endet in den meisten Publikationen mit den Daten zur Entlassung aus der „kurhessischen oder nachfolgend dem preußischem Untertanenverband“. Die Landesherren sahen die Menschen seinerzeit nicht als Individuen mit bürgerlichen Rechten, sondern als „Landeskinder“ und „Untertanen“

Neben den genannten Informationsquellen aus dem Hessischen Staatsarchiv konnten durch Internetrecherchen über spezielle Portale zusätzliche Angaben gewonnen werden. In einigen Fällen ließen sich Berichte aus zeitgenössischen Quellen (Zeitungsberichte) über Zwischenstationen und Problemen bei der Überfahrt finden. Gerne hätten Rolf Fröhlich und Heinz Körner, die Verfasser des Buches:

Gensunger in Amerika

Auswanderer im 19. Jahrhundert und Soldaten im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (Inhaltsverzeichnis)

mehr persönliche Berichte der Auswanderer über ihre Erfahrungen und Sichtweisen aufgenommen, aber – wie so häufig -, man hielt das alltägliche Geschehen offenbar nicht für berichtenswert.

Sich auf die Reise begeben zu können, hatte zur Voraussetzung über hinreichend finanzielle Mittel zu verfügen. Die Passage in die „Neue Welt“ erforderte einiges Kapital. Viele Nahmen Kredite bei Geldverleihern auf oder besorgten sich Vorschuss bei Verwandten. Um die Heimat ordnungsgemäß verlassen zu können, benötigte man einen Reisepass und die behördliche Genehmigung, sich aus dem „Untertanenverband“ verabschieden zu dürfen. In Kurhessen wurde diese Art der Ausreise erst seit 1831 offiziell erlaubt.

Wir wissen auch von einigen Auswanderungswilligen, die alle Formalitäten erledigt hatten und bereit zur Abreise waren, bei denen eine Nachsuche in Amerika oder in den Passagierlisten aber erfolglos blieb.

Die Auswanderung weckte nicht nur zuversichtliche Gedanken, sondern beförderte auch vielerlei Zukunftsängste. So kann man gut verstehen, warum Auswanderungswillige, oft in letzter Minute, doch vor der Konsequenz zurückschreckten und das Vorhaben wieder aufgaben. Nicht wenige fuhren nur bis Holland oder England und blieben dort. Einige kehrten auch umgehend wieder in ihre alte Heimat zurück.

 

Quelle: Gensunger in Amerika – Rolf Fröhlich / Heinz Körner

 

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