Archiv Felsberg

Alte und Neue Schulen in Böddiger

Der erste Hinweis auf eine Schule in Böddiger war der, dass es in 1717 einen "entlassenen Schullehrer aus Böddiger" gab, der gegen den Bau des Riesenschlosses und Herkules auf dem Winterkasten bei Kassel protestierte. Dazu gehörte sicherlich eine Menge Mut. Als Pfarrdorf vor und stets auch nach der Reformation hatte Böddiger sicherlich schon länger eine eigene Schule. 1748 bewohnte der Lehrer das gemeindeeigene Schulhaus, das die Gemeinde "in Bau und Besserung" zu halten hatte. Das Gehalt eines Dorfschullehrers betrug jährlich insgesamt 60 Taler, zum Vergleich erhielt der Pfarrer 280 Taler.

Es ist belegt, dass Johann Hermann Diederich 1785 Dorfschullehrer war und sein Sohn Wilhelm übernahm sein Amt ab 1799 und war der erste "Studierte". Viele Namen folgten in den darauffolgenden Jahren. 1843 wurde das alte Gemeinde-Schulhaus abgerissen und an gleicher Stelle ein neues errichtet, in dem Lehrer Schlitzberger 1858 74 Kinder "einklassig" betreute. Das Schulhaus hatte 6 Räume, Schulsaal, Stallung mit einem Kuhstall und drei Schweineställen und es gab keinen Schlhof. Das Haus war feucht und das Brot schimmelte in der Speisekammer.

Die Schülerzahlen wuchsen stetig an und waren für einen Lehrer - in 2 Schichten früh und nachmittags - sicherlich auch eine Herausforderung. Es ist überliefert, dass in 1874 und 1878 insgesamt 114 Schüler zu unterrichten waren. Vergeblich bemühte sich Lehrer Ziegler in dieser Zeit um einen Turnplatz. Nach 1946 wurde auch die Flüchtlingsvereinigung mit in die Dorfveranstaltungen einbezogen. Ausflüge zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Leiterwagen, aber auch mit der Bahn wurden organisiert, ebenso wie Laienspielabende, Liederabende und viele Feiern mehr. Auch hier waren die damaligen Dorfbewohner schon sehr einfallsreich.

Am  1. Febr. 1947 wurde wiederum eine 2. Lehrerstelle eingerichtet, versehen durch Fräulein Mathilde Wartha. Am 16. Juli 1947 kam der aus Bad Salzungen stammende Lehrer Hans Eichel und übernahm ebenfalls das Lehren der Kinder aus Böddiger sowie die Schulleitung und die Grundschule. Frau Wartha übernahm die Oberstufe. Gleichzeitig gab es noch einen Schulhelfer Röder. In 1950 heiratete Fräulein Wartha Herrn Lange aus Böddiger und übernahm die Unterstufe und Herr Eichel die Oberstufe.

Zunächst wohnte Hans Eichel in Neuenbrunslar, weil die Dienstwohnung in Böddiger noch von der Lehrersfamilie Glatzer besetzt war. Den Weg von Neuenbrunslar nach Böddiger legte er täglich zu Fuß oder mit dem Rad zurück. Im Dezember 1947 ging die Familie Glatzer nach Rhünda, die Wohnung wurde neu hergerichtet und Herr Eichel zog mit seiner fünfköpfigen Familie in einen Teil der Wohnung ein. Fräulein Wartha bezog mit ihrer Mutter den restlichen Teil der Wohnung im Januar 1948. Zwei Räume im Erdgeschoß wurden von einer Familie Karl Eisenhut bewohnt, die aus ihrer Heimat im Sudentenland vertrieben worden waren.

In 1948 wurde das Schulgebäude weiter renoviert, Wasser- und Abwasserleitungen verlegt sowie neue Fenster eingesetzt. Außerdem erhielt das Haus einen neuen Waschkessel, so dass für die 13 Personen, die nun dort wohnten, nicht mehr in der Nachbarschaft gewaschen werden musste. Undenkbar in der heutigen Zeit!!

Unter reger Beteiligung der Eltern gab es 1947 und 1948 wieder Schulweihnachtsfeiern sowie kleinere Ausflüge mit den Kindern. Größere Ausflüge waren wegen der Schuh- und Kleiderfrage!!! nicht möglich. In den Sommermonaten wurden die Kinder vom Unterricht beurlaubt, da sie dringend für Erntearbeiten gebraucht wurden.

In 1966 erhielt Böddiger ein neues Schulgebäude, worin auch weiterhin Hans Eicher vier Klassen gleichzeitig unterrichtete. 

Quelle: Festschrift 900 Jahre Böddiger - Bericht von Waltari Bergmann und Hans Eichel

Quelle: 925 Jahre Böddiger - 200 Jahre Kirche 

Die 2 weiteren Bilder, jeweils einmal nummeriert, zeigen die Schulklasse des Jahrgangs 1938, die in der alten Schule unterrichtet wurde.

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